Schreiben


Wenn ich etwas schreibe, dann aus aktuellem Anlass und das was ich schreibe ist authentisch. Ich kann das nicht verbiegen und natürlich wäre es manchen lieber ich würde "was positives" schreiben. Aber um jeden Preis? Natürlich nicht. Natürlich gäbe es mehr "likes" wenn man einen locker flockigen Text teilt, der sich fein liest aber von dem man drinnen unberührt bleibt. Nur: das ist nicht meine Art. Und klar ist auch, dass ich viel mehr an Lesern fände, würde ich mir irgend eine Theorie zusammenrödeln, am besten eine ganz üble (oder das genaue Gegenteil), nur damit einem das Jetzt etwas angenehmer wird. Aber: Das kann ich nicht, denn es wäre gelogen! Natürlich würden meine Texte mehr gelesen, wenn ich alle Kritik sausen lassen und einfach alles unreflektiert abnicken würde was da an Mumpitz so rumgeistert. Aber: Das ist eben nicht meine Art.

Und warum bin ich so kritisch? Nun, es gibt Mumpitz der niemandem schadet und es gibt leider eben jenen Quatsch, der wirklich Schaden zufügen kann - und wenn man solchen erkennt, ist man auch verpflichtet zu warnen! Ich lasse niemanden ins offene Messer laufen und sehe dabei zu, denn ich empfinde uns als Menschenfamilie, als Brüder und Schwestern - dass da auch mal schwarze Schafe dabei sind ist ja klar und dass sich manche dieser Schafe in Wölfe verwandeln auch. Man ist sich verpflichtet in dieser Familie und zumindest sollte man eine Warnung aussprechen.

Mir sind Jene lieb die meine Texte lesen, sich damit auseinandersetzen, ihre Schlüsse ziehen und keine Angst vor kritischer Betrachtung haben! Das wird nie die Masse sein, aber "die Masse" ist auch nicht meine "Zielgruppe". Mir geht es um jene Leser, welche ein Stück des Wegs mit mir gemeinsam gehen! Ich kann und will natürlich niemanden auf diesen Weg zwingen, ich will auch niemand überreden und ich gebe auch ganz offen und frei zu, dass ich nicht auf alle Fragen eine Antwort in petto habe! Da bin ich so wie meine Leser, ein Suchender eben, und das erzeugt eine andere Form der Verbundenheit die über Augenhöhe funktioniert! Was nutzen mir Leser die lesen aber nicht verstehen? Was nutzen mir tausende Daumen nach oben, wenn ich sie nur bekommen würde, schriebe ich aalglatten Unsinn oder eben aktuell Angesagtes ohne es zu hinterfragen oder einer Prüfung zu unterziehen. Das sollen andere tun. Ich tue es nicht. Ich schreibe aus Erfahrung. So ist es und so bleibt es.

Ich sitze hier, eben jetzt, mit Blick aus dem Fenster auf die morgendlich besonnten, blühenden Apfelbäume. Das Fenster steht offen, vielstimmiges Vogelgezwitscher, ein Hahn kräht sich die Seele aus dem Leib, Insekten summen geschäftig. Eigentlich wollte ich raus, am Traktor was lackieren. Jetzt aber sitze ich hier mit einer Tasse kalt gewordenem Tee und tippe diese Zeilen. Warum? Diese Frage zu beantworten ist einfach: Ich tue es nicht, weil ich "muss" oder weil "es Zeit für einen neuen Beitrag ist". Ich tue es, weil es einem momentanen Impuls entspringt, einem Bedürfnis, ja einem Drängen sogar und ich habe gelernt diesen Impulsen nachzugeben, dem Drängen zu folgen. Wenn ich schreibe, und das war schon immer so, dann habe ich den Titel im Kopf und den letzten Satz. Ich fange an und es beginnt sich zwischen Titel und letztem Satz mit Text zu füllen. Es schreibt sich quasi "aus mir" - und diesem "es" dass mich da schreiben und mich oft über das Geschriebene auch staunen lässt, diesem "es" bin ich unendlich dankbar!

Vielleicht nennt man dieses "es" Kreativität oder Muse? Ich weiss es nicht, ich weiss nur dass "es" da ist und dass "es" mich aus der Tiefe erreicht und mich Buchstaben zu Worten und Worte zu Sätzen fügen lässt. Ich weiss, dass "es" unbestechlich ist und auch immun gegen Einflüsterungen von aussen! Ich weiss, dass "es" kritisch ist aber auch voller Humor und Liebe sein kann. Und ich weiss, dass "es" mich für Euch schreiben lässt! Ich weiss, dass was immer "es" ist, dafür sorgt, dass Gefühltes sich in Wörtern findet und dass ,wer ähnlich fühlt, sich in einer spürbaren Verbundenheit zu mir wiederfindet. So entsteht ein Netzwerk, so bleibt Verbindung aufrecht, so sind wir nie ohne einander und das tut unendlich gut! Wir finden uns zwischen den Zeilen. Wir begegnen uns in den BIldern. Und weil die Wörter aus der Tiefe kommen verstehen wir dort einander. Das ist erfüllend! Das macht Freude! Auch das ist SEIN!

Darum schreibe ich und höre nicht auf - auch wenn dies der letzte Satz dieses Textes ist.

bis bald

herzlichst

Georg