Aufforstung 


Man sollte das wissen, wie das ist, das mit der “Meinung” und der “Haltung”. Schnell wird das Wort in den Mund genommen und bei Bedarf ins Freie gelassen. Schnell ist man mit den Begriffen zur Hand um sie sich gegenseitig nicht nur vor die Füsse, sondern auch um die Ohren zu hauen. Und allzu oft wird man missverstanden, wenn man seine “Haltung” kundtut oder diese gar lebt. Denn “Meinung” und “Haltung” sind zwei ganz verschiedene Dinge, Richtungen, und im Endeffekt auch Wirkungen.

So meint “Meinung” genau genommen etwas das von aussen übernommen wird. Eine “Meinung” HAT man, zeitlich begrenzt natürlich. Sie ist ein zartes Bäumchen, das seine Wurzeln nur in die Oberfläche treibt um sich gerade mal so halten zu können. Sturm darf da natürlich keiner aufziehen – und falls doch das Bäumchen einmal entwurzelt und weg geweht wird, dann wird eben rasch ein neues gepflanzt, ganz nach Bedarf und Mode. Eigentlich ist “Meinung” nichts anderes als eine “Deutung”, eine Erklärung für dies und das, der man dann anhängt für so und so lange, bis zum nächsten Sturm. Ist ja auch ganz in Orndung so eine Meinung zu haben und sie bei Bedarf wieder abgeben zu können oder um sie, ganz still und heimlich auf jenem Komposthaufen zu entsorgen den man Vergangenheit nennt und von welcher man dann natürlich nichts mehr wissen will.

Das Bäumchen “Meinung” ist zwar billig zu haben, taugt aber auch nicht viel. Es wurzelt zaghaft und flach, wächst nur mässig und bringt auch keine wirklich wertvollen Früchte hervor. Bestenfalls trägt es ein farbenwechselndes Fähnchen im Winde, das aber anderen und einem selbst, zur fallweisen Orientierung dient. Schon gar nicht ist es frostbeständig, genaugenommen auch nicht einjährig, manchmal sogar eher nur eintägig. Mit anderen zusammen schafft man sich so gerne mal ein lichtes und billiges Meinungswäldchen an, das immerhin ein klein wenig beruhigenden Schatten spendet und in dem man sich ganz gut verbergen kann – bis zum nächsten Sturm, wie schon erwähnt. Aber es ist leider das Wäldchen des ewigen “bla-bla”. Es ist der Worthülsenforst, das Jammerwäldchen der gekränkten Egos und ständige, mit Ego überdüngte Konfliktplantage. In besagter Plantage stehen nicht etwa die Bäumchen der Erkenntnis sondern es drängen die Gewächse der Feigheit dicht aneinenader. Hier herrscht das dröge Diktat des launigen Flachwurzlertums und all ihrer Vertreter samt Verehrer. Hier gedeihen die allgemein erlaubten Früchte der Gleichmacherei und der Verdrängung. Hier sind die Herzen ebenso hohl wie die mickrigen Früchte so es denn überhaupt etwas zu ernten gibt. Im Schatten dieser Wäldchen sind die plärrenden Orchester voll von jenen, die keine Ahnung von Tuten und Blasen haben aber umso eifriger Lärm erzeugen, den man sich dann gegenseitig aufmunternd und doch immer etwas mieselsüchtig beklatscht. In diesen Wäldchen gedeihen Vorurteil und Ignoranz im extremen Klima von links und rechts. Hier wird die um sich greifende Borniertheit zur Tugend erhoben und fehlende Tiefe und Authentizität durch einschläfernde Bauchladenmeinung und Propaganda ersetzt. Die Konsequenzlosigkeit ganzer Generationen wird als dem “Zeitgeist” geschuldet erklärt, abgetan und entschuldigt. Es ist politisch-wirtschaftlich-religiös motivierte Landschaftsverhunzung im zittrigen Blätterwald kolportierter und ständig neu ab- und durchdiskutierter Meinungsvielfalt. Man neidet einander jedes Blatt am Ast und jeden noch so kleinen Apfel, auch den faulen und über allem schwebt die latente Angst vor dem Herbst, der die Blätter fallen lässt. Knietief im Kompost aus zäher Altmeinung festgebunden, glaubt man sogar ein eigenes Wurzelwerk zu haben – welch fataler Irrtum! Doch langsam, hier gilt es vorsichtig zu sein: es geht nicht um Schuld! Denn jeder tut was er vermag, an eben jener Stelle an der er steht – und Erkenntnis, Besserung und Änderung sind immer möglich! Vielleicht braucht es sogar das Flachwurzlertum um zu erkennen wie nötig die Tiefe ist, vielleicht ist es Teil der eigentlichen Entwicklung – möglich sogar dass das Flachwurzelbäumchen temporärer Ersatz für tiefe Wurzel ist, und die Orkane welche es wieder und wieder ausreissen und forttragen, wichtige Lektionen im Leben sind die es zu lernen gilt – wer weiß? Eine weitere Frage die sich stellt und die vermutlich die wichtigste ist: wie lange will man dort verweilen, wie seine Zeit verbingen? Oder anders: WIE will man SEIN?

“Meinung” ist das eine aber “Haltung” etwas ganz anderes. “Haltung” im Sinne eines ernergetischen Zustandes, ist aus echter innnerer Entwicklung gewachsen und nicht von aussen übernommen! Der Samen für sie war tief in einen gelegt worden und braucht Zeit um zu werden, bei jedem! Zu Beginn des Seins in dieser Welt mag da nichts zu sehen gewesen sein an der Oberfläche, aber tief in einem begann der Wachstumsprozess. “Haltung” beginnt im Innen. Sie wurzelt in der Tiefe, drängt nach oben und wird irgendwann sichtbar. Da staunt man dann schon mal auch selbst darüber. Da ist man schon mal verblüfft, wenn da ein starker Baum gedeiht, mit tiefen Wurzeln, standhaft im Sturm des Lebens! Aus den dürren Bäumchen der Oberfläche die kaum Früchte tragen, gewinnt man bloss das Papier für die Druckindustrie der Meinungsmacher – aus  den Früchten des Baumes der “Haltung” aber gewinnt man Vision, wahres Leben und sinnvolles Sein.

“Haltung” entsteht vor allem in bestimmten Räumen, in den auf die eigene Tiefe reduzierenden Feldern, im Ritual, im spirituellem Tun. Sie ist das Ergebnis ebensolcher Erfahrung. Sie ist die Frucht. Sie ist das Ziel. Der Weg zur “Haltung” mag nicht ganz leicht sein und neben den Werzeugen die es braucht um sie zu entwickeln, nötigt es uns auch Geduld ab. Es ist eine Wahl. Das ist eben die Entscheidung die man bewusst treffen mag, oder die in einem auf wundersame Art und Weise auch ganz von selbst getroffen werden kann! Das Helfende hier ist nicht nur das eigene Bewusstsein für diese Zusammnenhänge, sondern auch jene spirituellen Zugänge und Räume, in denen uns unsere Ahnen und andere Wesen anleitend und fördernd zur Seite stehen. Es braucht eigentlich nur ein offenes Herz, eine grundlegende Bereitschaft, denn die “Haltung” wächst und erstarkt, ähnlich einem Muskel den wir trainieren. Haltung “erlernt” sich nicht im herkömmlichen Sinne sondern ist ERGEBNIS eines TUNS. Nicht der Weg der Theorie führt zu ihr, sondern in der Tiefe gemachte (Selbst-) Erfahrung! Auch dass Erfahrung Zeit braucht soll nicht verleugnet sein – und Erfahrung kommt mit dem TUN, mit der PRAXIS – und das ist immer das Merkmal jener Dinge die echt und wahr und letztlich ohne Zweifel sind! “Meinungen” gibts gegen bare Münze an jedem Kiosk, “Haltung” aber ist angestrebter und mehr und mehr erreichter Zustand, also nur in DIR selbst zu bekommen! Jenen  Zustand zu erzeugen, aus welchem “Haltung” entsteht mag zwar nicht ganz so einfach sein da es Neuoreintirung und etwas Aufwand braucht, aber dennoch ist es nicht kompliziert da es ohnhin in unserer Natur läge einen solchen energetischen Zustand und daraus resultierende Haltung zu entwickeln! Der Same ist ja da und er ist bereits in Dir – auch die Werkzeuge und die Räume in denen man diese anwendet sind vorhanden! Alles steht bereit!

So entstandene “Haltung” verunmöglicht einem so manches was gegen den eigenen Lebensweg oder die eigene Natur ginge! So tief wurzelnde “Haltung” ist nicht korrumpierbar! Solch ein starker Baum, mit tief reichendem Wurzelwerk bietet einem echten Schutz vor den Orkanen die da um uns wüten! Dieser Baum richtet uns auf, gibt uns Schatten und Halt, er ist weit mehr als nur sichtbares Zeichen gemachter Entwicklung, denn er ist Lebensweg, Lebensmotto und zugleich übergeordnetes Ziel! Und er ist stark! Was dem “Meinungsbäumchen” zerreissender Sturm war, ist dem “Haltungsbaum” nur ein launiges Lüftchen. Und ja, manchmal steht man vor diesem Baum und bekommt eine Axt in die Hand gezwungen, meist von jenen, die ihre Meinungsbäumchen gefährdet glauben. Man wird mit Nachdruck aufgefordert den Baum wider besseres Wissen zu fällen um sich endlich mal anzugleichen an den Rest. Aber alles in einem sträubt sich gegen diese Rodung – man will und mehr noch, man KANN ihn gar nicht fällen, weil dieser Baum bis ins eigene Herz wurzelt, weil er man selbst ist! Diese “Haltung” zeigt sich naturgemäss in allem was wir tun. Sie ist es die uns zum authentischen Menschen macht! Sie bedarf keiner ans dürre Bäumchen gebundener bunter “Moral” weil ihr natürlicher Ursprung in ihren ethischen Wurzeln liegt. Und selbst wenn man es versucht, selbst wenn man den Schlag gegen den Baum führte – die Axt würde zersplittern, ganz ohne Wirkung zu zeigen und so ganz lächerlich werden in ihrer vorgespiegelten Macht! Schlimmsten Falles wäre es ein Kratzen an der Rinde, mehr aber auch nicht.

Natürlich sorgt echte, gewachsene Haltung manchmal für ziemliche Irritationen im Umfeld. Da wird man rasch aus dem lichten Bäumchenwald gejagt weil da die allgemeine Kompatibilität kaum mehr gegeben ist und “Meinung” als Emulgator um einen als “allgemeine” zu kleben nicht mehr funktioniert. Die Resonanz des eigenen Systems und dadurch das ganze Resonanzverhalten in dem uns umgebenden  hat sich ja massiv verändert! Man selbst ist anders! Man selbst ist ganz wieder Seele! So fällt der eigene Fokus auch wieder mehr auf Seelenverwandtes! Anderes liegt nun auf dem Lebensweg bereit. Vorbild statt Feinbild! Die Qualität ist eine andere! Das eigene Selbst ist frei! Das Verlassen des Flachwurzlerwäldchens ist ein wirklicher Gewinn! Denn der Rauswurf aus dem lichten Wäldchen ist auch Befreiung von vorgefasster Meinung und stillem Vorurteil und man begegnet jenen, die einem von Natur aus nahe sind, auf neuer Ebene – jener des befreiten, des liebenden Menschen – man erkennt einander neu!

Auch die Liebe ist “Haltung” und Zustand. Wäre sie nur “Meinung” – sie würde auf ewig enttäuscht und enttäuschen! Sie wäre je nach Windrichtung mal da, mal dort und würde keinen Sturm überstehen. Mit dem Erstarken des tiefwurzelnden Baumes, erstarkt auch die Liebe neu und trägt Früchte. Ebenso ist “Fokus” nichts anderes als “Haltung” – eine energetische Ausrichtung die es vermag uns wohl durchs Leben zu führen! Sie ist dieser eine Lebens-Kompass den es braucht um nicht verloren zu gehen! Haltung ist Richtung, Weg und Ziel und wer mit “Haltung” durchs Leben zieht, der erlebt echte Freude, auch Beständigkeit, Klarheit, Ruhe, Kraft und Liebe – denn dies sind die Früchte des Baumes der sich da, die Wurzeln tief im eigenen Selbst, gerade und stark in die Welt streckt!

Eine Aufforstung der Haltung braucht die Welt, nicht noch mehr trennende Meinungen –  und Ethik wie Liebe braucht es mehr, als alle oberflächliche Moral. So ist Haltung auch gleichzusetzen mit Respekt! Eine aus der tiefsten Tiefe empfundene Gleichheit mit allem das ist! 

herzlichst Georg