Die Natur der Krise


Am Ende wird irgendwer der Gewinner sein - wer das ist, das erschliesst sich einem meist erst hinterher, oder aber gar nicht. Trotzdem gibt es Gewinner und Verlierer. Mal gewinnt die Wirtschaft, mal Regierungen und manchmal, aber meist wirklich ganz, ganz selten gewinnt der Mensch der die Krise zu durchstehen hatte. Wie auch immer, irgend jemand wird gewinnen. Die Geschichte zeigt dass "der kleine Mann" es meist eher nicht ist. Das ist schade, traurig eigentlich aber leider wahr.Die aktuelle Krise erinnert mich ein klein wenig an den Beginn des ersten Weltkrieges. Ich war ja nicht dabei versteht sich, aber wenn man sich ein wenig mit der Materie beschäftigt fällt einem doch auf mit welcher Freude, mit wie viel an Hoffnung man damals in diesen Krieg zog (die meisten). Es fällt auf, dass man sich so viel erhoffte von diesem Krieg und dass es in grossen Teilen der Bevölkerung eine Art freudige Aufbruchstimmung gegeben hat was uns heute absolut unverständlich ist, aber es waren eben andere Zeiten. Dass das ganze so lange dauern und so übel enden würde hat damals fast niemand zu denken gewagt - und jene die es gewagt haben und es auch ausgesprochen haben galten als Verräter des Vaterlandes, als Schwarzmaler und Verwirrte. Dennoch verlor der Krieg in den Schützengräben der Schlachtfelder alles von seiner Romantik, Hoffnung und Chance zum Neubeginn die man ihm angedichtet hatte. 

Gut ich gebe zu dass der Vergleich eines Weltkrieges mit der aktuellen Situation etwas streng ist auch wenn die aktuelle Krise weltweit wirkt, trotzdem, es gibt schon auch Gemeinsamkeiten was den Herdenmechanismus angeht. Mir bleibt der Skeptizismus einfach im Hirn, den bekomme ich nicht so einfach rausgewaschen! Das ist der Grund weshalb ich mit dieser Krisenromantik die mancherorts herrscht eher vorsichtig im Umgang bin. Denn es gibt auch ein "morgen" und ein "danach"! Das "Wunder" der Krise oder ihre "alles zum guten wendende Kraft", ob das allgemeine "Erwachen" eintritt oder ob es dann weiterhin heimelig menschelt, das liebe Freunde, das zeigt sich erst wenn alles vorbei ist, also hinterher, nur meistens bleibt eben nicht viel über von dem zuvor zelebriertem. Kurz gesagt: Ich halte nichts davon sich mit übertriebener Freude in irgendwelche Krisen zu stürzen nur weil man glaubt danach wäre alles eitel Wonne! Mir ganz persönlich macht die aktuelle Situation weniger Freude, denn so wie viele andere auch weiss ich nicht womit ich morgen meine Rechnungen zahlen, einkaufen oder meine Kredite bedienen soll! Das bremst die Vorfreude auf ein Friede-Freude-Eierkuchen-Licht-und-Liebe-neue-Weltordnungs-Endergebnis etwas ein. Oder komm mal jemandem dessen Angehöriger grad gestorben ist mit so einem Mist von wegen "hurra die neue Weltenordnung kommt, jetzt gehts lohooos!"

Es liegt scheinbar in der Natur einer jeden Krise dass sie diese ganzen esoterischen Schwurbler hervorbingt die dann entweder die Apokalypse oder das nahende Paradis verkünden. Daran hat sich seit dem Mittelalter nichts geändert. Und damit wir uns richtig verstehen: Ich habe weder Angst, noch sehne ich mich nach Erlösung - ich sehe nur was IST!

Schon klar, jetzt bin ich wieder negativ, das sind nicht die "positiven vibes" die man so gerne herbeizitiert. Aber ich bin nicht negativ, ich versuche nur objektiv zu sein! Und ich bleibe dabei dass man auch kritisch und wachsam zu sein hat! Spätestens dann wenn der Staat regulierend eingreift oder einzugreifen hat! Zu oft war es im nachhinen betrachtet nicht nur zum Vorteil des Bürgers! Ich unterstelle den Politikern dass sie nach wie vor, wenn auch mehr im Hintergrund, dem machtpolitischen Kalkül und dessen Mechanismen gehorchen! Diese Herrschaften denken immer weiter! Sie denken schon bis über die nächste Wahl hinaus! Sie agieren und beschliessen nicht aus reiner, purer Notwendigkeit heraus - nein, immer spielt da auch was anderes mit, nämlich der Druck wieder gewählt zu werden und der ergibt sich schlicht aus der Angst bestimmte Wählerschichten mit dieser oder jener Entscheidung zu vergraulen. Niemand legt so einfach ab was er ist! Niemand!

Die Natur der Krise ist es, dass es am Ende echte Gewinner und wirkliche Verlierer gibt! Noch sind wir beim ersten Akt des Stückes. Noch ist alles irgendwie auch fern und surreal. Noch ist nicht klar was im nächsten Akt geschehen wird -und keinesfalls ist uns klar wie das Stück enden wird! Vielleicht glauben wir nur das Stück selbst zu schreiben, vielleicht aber ist es längst geschrieben mit Punkt und Komma und allem was dazu gehört. Noch wissen wir nichts - nur dass es um unser aller Leben geht, um das "ob" und um das "wie"!

Darum seid wachsam! Darum bleibt kritisch! Darum verliert Euch weder im süsslich schönsten noch im schlimmsten das man sich vorzustellen imstande ist! Bleibt klar! Achtet auf Euch und tut einander gute Dinge. Und vor allem: bleibt in Eurer Mitte! Wenn alles gut wird habt ihr nichts verloren, selbst wenn ihr in der Krise kritisch und wachsam geblieben seid! Auch das sind wir uns schuldig. 

Wer an der Krise sicher wachsen kann sind wir selbst, jeder für sich! Und wenn Du nur gelernt hast klar in all dem Chaos zu bleiben und in Deiner Mitte geblieben bist, wenn Du die Liebe nicht vergessen hast und Dich selbst ein wenig mehr kennengelernt hast, dann ist alles gut, denn dann bist Du ein Gewinner!!

auf bald

herzlichst

Georg