Überleben im Sumpf


"Erfahrungen vererben sich nicht - jeder muss sie allein machen." (Kurt Tucholsky)


Manchmal steckt man fest. Manchmal glaubt man dass nichts mehr geht. Das kennen wir alle, dass es sich anfühlt wie in in einem Sumpf. Zäh geht alles und man glaubt kaum weiter zu kommen. Mal ist es der Sumpf negativer Emotionen, dann ist es der Sumpf der Existenzängste und wie man überleben wird, oder der tiefe Sumpf der Sinnkrise und oft ist es einfach eine Mischung aus allem. Ich kenne das gut, weil ich ja Mensch bin, mit Alltag und allem das so dazu gehört. Mir ist das nicht neu, auch nicht das Gefühl alles hinschmeissen zu wollen, weil man keinen Atem mehr zu haben glaubt und keine Kraft. Die Zeit klebt einem schwer am Körper und zieht die Energie aus dem Herzen. Wie gesagt: ich kenne das, besonders jetzt, in Krisenzeiten, auch wenn wir so tun als ob alles eitel Wonne wäre.


Es ist auch ganz normal und natürlich von Zeit zu Zeit so zu empfinden, auch wenn es nicht wirklich nützt und auch wenn dabei der Sumpf immer noch der Sumpf bleibt. Auch sich abzulenken ändert nichts, weil einem mit der Zeit doch unweigerlich die Kälte und die Nässe in die Knochen dringt. Der Sumpf bleibt der Sumpf. Selbst wenn es der emotionale Sumpf des oder der Anderen ist, in dem man sich verirrt hat, so bleibt es doch die eigene Erfahrung, wie ihm wieder zu entkommen ist!


Man ist in ihn geraten. Aus eigener Schuld, oder aber ganz ohne eigenes Zutun. Vielleicht ist man selbst vom eigenen, vom guten Weg abgekommen, oder aber die Gesellschaft als ganzes hat den Kurs in den Morast eingeschlagen und einen ungefragt einfach mitgenommen. Und selbst wenn man jetzt wütend feststeckt, selbst wenn man sich keiner Schuld bewusst ist - es ändert nichts und was es nicht ändert sind zweierlei Dinge: Zum einen, dass es ist wie es eben ist. Diese Akzeptanz ist wichtig, weil sie der erste Schritt zur Veränderung ist. Und was sich zum anderen nicht geändert hat ist, dass da immer noch der gute und richtige Weg existiert, von dem man abgekommen oder abgebracht worden ist! Er ist ja nicht vernichtet! Er ist ja nur aus dem Fokus verschwunden! Er liegt ja vielleicht sogar immer noch ganz in der Nähe! Nur kommt er nicht zu einem, weil er ja weder seine Richtung noch seine Natur ändern kann - auch nicht dann, weil es für einen selbst bequemer wäre! Nein, er ist immer noch genau da wo wir ihn verlassen haben!


Für den guten Weg spielt der Grund, warum er verlassen worden ist keine Rolle! Der gute Weg existiert, egal ob er begangen wird oder nicht! Er existiert weiterhin und das unabhängig davon, wie Viele ihn verlassen haben oder ihn wieder beschreiten! Diese Erkenntnis ist ugemein wichtig, weil sie uns, da wir im Sumpf stecken und frieren, wieder Richtung und Antrieb gibt! Das Wissen um die Existenz des guten Weges, hilft uns wieder zu Kräften zu kommen! Es ist wie eine neue Vision - die Vision von der Rückkehr auf den guten Weg! Und diese Vision wahr werden zu lassen treibt an! Sie hilft uns, Blick und Fokus vom Morast abzuwenden und wieder auf ein echtes Ziel zu lenken! Und langsam, Stück für Stück, entkommen wir der nassen Kälte und alles Jammern hat ein Ende!


Natürlich liegt es an uns selbst, wann wir bereit sind, den Sumpf zu verlassen. Und für den Einzelnen spielt es auch keine Rolle wie Viele oder Wenige es ihm gleich tun! Selbst wenn alle, ganz ohne Ausnahme sich befreien würden, es würde dem, der zurück bleibt ja nichts nützen! Immer noch müsste er selbst entscheiden und handeln! Immer noch läge es an ihm, sich aufzumachen, das Jammern und Klagen zu beenden und den Weg zurück zum Weg und in die alles wärmende Sonne anzutreten!


Manchmal geraten wir in nebelige Sümpfe und vergessen in ihnen, dass da noch immer der gute, sonnenbeschienene Weg ist, den wir verlassen haben. Manchmal verweilen wir zu lange im kalten Morast des Selbstmitleides und warten auf die helfende Hand! Doch wenn wir erkennen, dass nur wir selbst es sind die uns retten können, wenn wir begreifen, dass wir uns erst selbst die Hand reichen müssen, dann wird alles gut! Es wird alles gut, weil das Ziel uns die Kraft gibt, weil der Weg uns ruft und uns hilft ihn und somit uns selbst wieder zu finden! Er WILL ja gegangen sein der Weg! Er WILL uns ja zum Selbst führen! Er WILL uns ja glücklich und gesund wissen - denn es ist seine Aufgabe, welcher er ja gerecht werden WILL und MUSS! Es ist seine NATUR!


Wie gesagt, auch verirre mich hie und da in sumpfiges Gelände. Das mag zwar nicht sehr klug sein, aber es ist zumindest nicht ganz umsonst - zumal ich jedes mal viel dabei lerne und meine Ausflüge dorthin nicht mehr so lange dauern und weniger intensiv sind, wie noch vor Jahren! Zudem kenne ich gute und wirksame Methoden, welche mir bei der Orientierung helfen und die so manchen meiner Sümpfe (die eigenen sind die gefährlichsten!) bereits trocken gekegt haben. Die letzte Schwitzhütte, hat mir da wieder sehr geholfen. Sie hat mich wieder klar gemacht und mich davor bewahrt, noch tiefer in den Sumpf zu geraten! Darum bin ich so dankbar für dieses Wissen und diese Räume!

Ich will da offen sein und ehrlich. Es ist nicht leicht in diesen Zeiten, auch für mich nicht und das sumpfige Gelände lockt das verstörte/gekränkte Ego. Man will sich manchmal nur hinlegen und einfach fallen lassen, weil man des Gehens so unendlich müde ist. Das ist auch ganz verständlich und natürlich. Den Unterschied aber macht der Ort, an dem man sich hinlegt um zu rasten: Ist es der weiche, emotionale Sumpf, der an der Oberfläche warm und sanft ist, in den man aber bald tiefer sinkt, mit jedem Atemzug und der einen am Ende zu verschlingen droht, der das Herz zersetzt, die Kraft raubt - oder aber ist es eine, nahe des sonnenwarmen guten Weges gelegene feste Wiese, die einen sicher trägt, die einen nährt und auf der man bleibt wer man ist! Das macht es aus! Das ist essentliell! Das ist die Wahl die man hat und Freiheit ist es auch. Flucht führt meist in den Sumpf - die wahre Suche aber führt auf den guten Weg, den Weg mit Herz! Das sollte man wissen, mehr nich - man sollte es verinnerlichen!


Die Rast, nahe des Weges macht mehr Sinn und noch mehr Freude. Sie stärkt und beruhigt. Sie ist ganz ohne Gefahr, weil der gute Weg nur einen Steinwurf entfernt ist und immer im Blickfeld liegt. Während dieser Rast, kann uns geraten werden, von Ahnen, den Elementen, dem grossen Geist! Diese Rast lässt uns heil werden - sie ist der Heil- oder Tempelschlaf und sie schenkt uns Visionen! Diese Rast lässt uns nicht auf die Reise vergessen! Diese Rast ist so gut wie der Weg! Sie macht uns ein frohes Herz! Und wenn wir die dunklen, kühlen Sümpfe verlassen, wenn wir schon wieder nahe des Weges sind und die wärmende Sonne fühlen, dann wissen wir dass alles gut wird und dass der Ausflug in den Sumpf der Emotionen, nur eine Episode war, nur ein kurzes Zwischenspiel auf unserem Weg mit Herz!


Wenn wir den Weg wieder erreichen, ist es ein wunderbares nachhause kommen! Es ist Besinnung auf das Wesentliche! Es Sicherheit und Freude - es ist der Weg mit Herz und mit all den wunderbaren Erfahrungen, die er er für uns bereit hält!


bis bald, auf dem Weg und bei gemeinsamer Rast!

herzlichst


Georg