Schlimmer als das Virus


Was auch immer an Üblem in der Welt geschieht ist meist ein antreibendes Wasser für die Mühlen jener, die ihre Existenzberechtigung aus dem Verbreiten falscher Nachrichten, der Über- oder Untertreibung, oder schlicht und ergreifend aus reiner Besserwisserei ableiten. Das ist nix neues. Da wird sich schon seit Urzeiten wichtig gemacht ohne Ende. Neuerdings werden selbst irgendwelche Erzengel bemüht, zu denen man angeblich, auserwählt wie man nunmal ist, ständigen Kontakt hat um uns Deppen die wir nunmal leider nicht "aufgestiegen" oder zu "höherem" berufen sind, via "channeling" mitzuteilen was Sache ist - nun, man hätts auch googeln können - egal, soll jeder machen wie er will. Hier finden sich auch die Nachplapperer und Kopierer also Jene, die gänzlich uninformiert alles zur Wahrheit ausrufen wenn es nur im geringsten mit der Sache zu tun hat. Es sind die willigen, kritiklosen Verteiler einer Desinformationsgesellschaft die hier werken und wirken und die ohne es zu wissen, der allgemeinen Verunsicherung Vorschub leisten. Es sei ihnen vergeben - sie wissen es eben nicht besser - oder noch nicht. Sie glauben ja auch an Hausverlosungen und Gewinnspiele bei denen es um ein sündteures Auto mit grosser roter Schleife rum geht. Was kann man da schon gross verlangen?


Dann die zähne-klappernden Mühlen der unsäglichen Verschwörungstheoretiker, also jene sehr seltsamen Zeitgenossen, die sich freudig grienend die feuchten Hände reiben wenn irgendwas Übles passiert. Da wird sich alles und jedes so zurecht gebogen dass es prima in das eigene, krude und dunkle Weltbild passt. Was muss da bei einem schief laufen fragt man sich, wenn aller Lebenssinn sich an der Hoffnung festmacht, dass das übelste das man sich vorzustellen imstande ist, doch auch mal endlich wahr werden könnte! Da schauderts einen, zumindest dann, wenn man noch bei halbwegs klarem Verstand ist. Das einzig gute an diesen Vögeln ist, dass das was sie von sich geben eigentlich an Lächerlichkeit kaum zu toppen ist. Den Reptiloiden sei Dank richten sie meist kaum grossen Schaden an, ausser jene völlig zu verwirren die sich im Labyrinth des Wahnsinns ohnehin ganz wohl und geborgen fühlen.


Dann gibt es die umtriebigen und geschäftstüchtigen Alleswisser. Also jene Verkaufsgenies, welche behaupten die heilsbringende Weisheit bzw. das was sie dafür ausgeben, mit grossen Löffeln gefressen zu haben. Zuvor meist in der regulären Wirtschaft und an echter Arbeit gescheitert, sind sie jene gierigen Geister, die genaugenommen in absoluter Verallgemeinerung ihr Sendungsheil und ihren Profit suchen und auch machen - sie verscherbeln eben ihre Mittelchen, fast wie im Mittelalter nur jetzt eben auch online. X heilt alles, Y auch und Z sowieso, aber man rät auch noch zu A und B, gegen Gebühr natürlich. Auch sie haben nun Hochkonjunktur, denn wenn die Angst vor Krankheit gross ist rollt der Rube schneller. Wenn X, Y, und Z sowie A und B natürlich auch noch "besonders günstig" käuflich zu erwerben sind und die Angst den Kunden den Hausverstand vorab zerbröselt hat läuft das Geschäft auf Hochtouren! Heilsversprechen gibts nun überlaut, alle Wunder-Mittelchen im Sonderangebot, aber da der Vorrat kolportiert nicht lange reichen wird (eine verkaufsfördernde Lüge), ist mit "Sonderangebot" eigentlich "besonders teures Angebot" gemeint. So kommen auch die Ladenhüter an den Mann, alles muss raus und zwar pronto! Entscheidend für den Konsumenten: er muss nichts tun, nur konsumieren, ändern aber braucht er nichts, praktisch ist das allemal, bequem sowieso. Die Alleswisser schöpfen schnell und teuer ab, auf hochpreisigem Nieveau, denn sie kommen und gehen mit der Welle, sie wissen wann die Welle bricht, sie sind ein kurzeitiges Phänomen. Sie kreieren den "hype", verdienen sich fett am modern Kurzlebigen. Die Margen sind enorm, die Gewinne ebenso. Die Protagonisten dieser Ebene tauchen scheinbar aus dem Nichts auf und veschwinden mit Ende der allgemeinen Panik auch über Nacht im Dunkel, spurlos und so schnell wie sie gekommen sind. "Man kann nicht vorsichtig genug sein", sagten sie - doch, man kann! "Man muss mit der Zeit gehen" sagten sie - nein, muss man nicht. Nur GEHEN muss man mit der Zeit.


In Zeiten der allgemeinen Verunsicherung haben vor allem die "aufklärerischen Krisengewinnler" Hochsaison! Sie sind die wahren Profiteure und weil sie die Welle auch noch künstlich am laufen halten kann man ihnen getrost den Vorwurf des Vorsatzes machen! Ihr Tun ist bewusst und geplant! Sie wissen genau was sie tun! Sie dehnen die Zeit, ziehen sie in die Länge, wissen an welchen Rädchen zu drehen ist, wie man aktiv die Medien nutzt um die Krisen zu verlängern um selbst aus ihren Echos noch Gewinn zu schlagen! Sie sind nicht blöde! Sie sind charakterlos und wirklich intelligent und das macht sie so perfide! Sie sind richtige "Macher", absolut erfolgsorientiert, zielbewusst, erfahren und meist schon durch andere Wellen an denen sie verdienten reich geworden! Eitle, bunte Vögel sind sie, selbstbewusst des Erfolges wegen und sie haben wirklich keinerlei Interesse an echter Aufklärung die sie aber zeitgleich versprechen! Sie klären wohl auf, aber so, dass sie es sind die dran verdienen! "alles nicht so dramatisch" sagen sie, "aber kauft dies und jenes, stopft euch mit Provitaminen und was weiss ich noch allem voll - damit es eben nicht tragisch wird - was es aber wird, wenn ihr nicht all das Zeugs konsumiert, denn eigentlich IST es furchtbar tragisch!" Sie sind es die die Lösung bieten, die Lösung für ein Problem dass sie selbst erst zu dem gemacht haben was es nun ist. Sie blähen das was ohnehin schon tragisch genug ist auf, sie drohen und spielen mit der Angst der Anderen - und das ist feige und unethisch ohnehin, das ist verachtenswert und unmoralisch! Sie schüren die Ängste - mildern sie mit ihren Angeboten - schüren sie erneut - mildern sie wieder. Ein Hamsterrad der Abhängigkeiten das der Konsument mit seiner Angst schmiert, immer wieder geschickt motiviert und angestachelt von den Krisengewinnlern, angetrieben von Furcht und Hoffnung. "Möge die Krise lange dauern" dies ist ihr Motto. Sie reiten auf dieser Welle und freuen sich im Stillen über all das gewinnbringende Elend und vor allem über die anhaltende Angst - und sie ist der schlimmste Virus von allen! Sie hoffen dass die Welle lange anhält, denn so lange sie rollt lässt es sich gut dran verdienen. Die Welle spült eben das Geld in die Kassen! Und ganz nebenbei spielen sie recht überzeugend den Retter und Philanthropen, den guten Onkel, den besorgten Hirten, den Menschenfreund, den Systemgegner, den Rebellen, den Heiligen, den Märtyrer, ja sogar Robin Hood - allerdings ein Robin Hood mit übervollen Taschen der das Geld den Reichen wie den Armen nimmt um es selbst zu behalten! Empfindsamen Naturen kommt da eigentlich die Galle hoch... 


Und nicht nur verdienen lässt es sich an der Welle, auch so wunderbar wichtig sein kann man da gut, indem man irgend einen stumpfen Unsinn in den sozialen Medien absondert oder in dem man platt und dröge, aber dafür sehr poetisch Mitgefühl heuchelt dass man dann zur Schau stellt, mit dem man sich brüstet und sich so widerlich über jene erhebt denen es wirklich mies geht! Da pilzen sie aus dem Boden, die herzoffenen Weltversteher und Liebesverkünder mit all ihren Plattitüden und ihren Licht-und-Liebe-Worthülsen! Es sind jene durchsichtigen Zeitgenossen die ganz ungeniert jede, aber auch wirklich jede Gelegenheit nutzen um sich, also ihr Ego, in besonders edlem Lichte darzustellen! Das reale Drama der Anderen wird ganz ohne Scham zur eigenen Inszenierung missbraucht! Da stehen sie dann ganz vorne, strahlend und edel glänzend und wenn sie sonst übers Jahr auch nichts mit Sinn zu sagen haben so ist jetzt ist ihr grosser Auftritt vor staundendem Publikum! Jetzt wird gesülzt was das Zeug hält - peinlich aber dem Ego dienlich und beklatscht von den treuen Anhängern die sich haben fangen und blenden lassen! Jetzt wird mit Herzen um sich geschmissen! Falsches, gelogenes Mitleid! Zuckersüsse selbstbeweihräuchernde Betroffenheit! Ach und weh! Und so viel Verständnis und von Herz zu Herz und alles ist eins und meins und eigentlich ich alleine. Fühlen sie sich umarmt, danke, danke, danke... Der Vorhang fällt und hinter der Bühne wird sich abgschminkt. 


Schliesslich und endlich sind dann noch die ewigen Schlaumeier. Also jene fabelhaften Wunderwuzzis die sonst immer alles wissen, jene selbsternannten Geistesriesen die immer eine supergute (aber dennoch meist völlig obskure) Erklärung für alles, das vor allem sie selbst als vorrangig und wichtig definieren, parat haben! Es sind die überheblichen Oberschlauen mit desolatem Selbstwert, die für gewöhnlich, schulmeisternd allen anderen sagen wo es lang zu gehen hat. Jene, die auf jeden Topf einen Deckel haben, die immer schon alles vorab wussten und das was sie zu wissen glauben auch hinausposaunen, ganz egal ob man das wissen will oder nicht. Sie haben in ihrem Bauchladen der Fachbegriffe aus Pseudowissenschaft und esoterischem Trallala gewöhnlich die Antworten noch bevor man die Frage stellt (von der man noch nichts wusste und besser es wäre so geblieben!). Sie sind für gewöhnlich so treffsicher und "weise" weil sie die Fragen wie die Antworten gleichermassen verteilen! Also wirklich "externe" Fragen sind ja in deren Systemen weder vorgesehen noch sind sie zugelassen oder geduldet! Jetzt hört man nichts, keinen Piep, ganz still und leise sind sie und ganz im Hintergrund sitzen sie die Welle aus, in der Hoffnung, dass jetzt bloss niemand eine Antwort haben will, denn ihre grösste Angst ist ja sagen zu müssen "ich weiss es nicht". Die Oberschlauen haben Pause, Betriebsurlaub, Denkstörung, oder was auch immer. Man hört und sieht sie nicht, das ist aber auch das einzig positive an der Sache, aber: sie kommen wieder. Sie sind nur dabei neue Töpfe mit Deckeln zu produzieren, das dauert...


Wo sind "die Besonnenen" möchte man fragen? Gibt es sie denn noch? Hat sie gar die Welle überrollt? Die gibt es, die Besonnenen, keine Frage, sie wurden auch nicht überrollt, nur übertönt vom Rauschen der Welle und dem Geblöke der Wellenreiter. Es liegt an einem selbst worauf man seinen Fokus lenkt, das nennt sich Eigenverantwortung, auch die haben wir, jeder von uns - sie gehört wie das Gehirn zur Grundausstattung menschlicher Existenz!

Die Welle rollt, aber sie rollt auch aus. Lasst Euch nicht überrollen von ihr, reitet sie nicht, bleibt klar und in Eurer Mitte, haltet den Fokus. Schaut hin und schaut genau hin und mit Ruhe und mit Bedacht und ohne zu verdrängen. Vor allem aber: Verliert Euch nicht im Rauschen der Welle, im Lärm der plärrenden Marktschreier und vergesst nicht dass wir mit Verstand gesegnet sind, den man auch gebrauchen sollte.

Jede Welle kann uns auch etwas lehren - was genau, das zeigt sich meist erst hinterher und zwar dann, wenn man schon beinahe wieder vergessen hat dass sie da war, die Welle.


herzlichst

Georg