Kein Feuer brennt ewig


Aho! Ihr da draußen! So plötzlich und unvermutet lebt man auf einer Insel, jeder auf der seinen. Das ist schon etwas erschreckend ich weiß. Das hat man sich nie ausgemalt. So etwas kennen wir nur aus Büchern und Filmen. Wörter wie "Ausgangssperre" waren früher nur in diesen Filmen zu hören, oder aber sie waren Mittelpunkt der Schlagzeile wenn es um irgendwie eine Bananenrepublik und die dort stattfindende Revolution ging. Aber hier, hier im eigenen Land, einen selbst betreffend? Unmöglich haben wir gedacht, nein, ehrlich gesagt haben wir noch nicht mal dran gedacht, dass uns das mal selbst betreffen würde - das war immer das Problem der Anderen, nur: die ANDEREN die sind jetzt zur Abwechslung mal WIR!


Da ist zum einen das Virus, also etwas das man nicht sieht oder spürt wenn man nicht daran erkrankt ist. Was wir aber sehr wohl sehen und spüren sind die Auswirkungen der Schritte die man setzt, um das Tempo der Ausbreitung zu bremsen. So leiden wir eigentlich meist mehr unter den Auswirkungen, weniger am Auslöser. Die Angst greift gerne um sich und umarmt die Wankelmütigen. Die Angst geht immer auf die Schwachen zuerst, also auf jene mit schlecht trainierter Mitte. Das ist jetzt kein Vorwurf sondern nur eine Feststellung. Trotzdem ist sie da die Angst, zumindest die Unsicherheit und die Aufregung. Ihr zu widerstehen heißt dem Virus zu widerstehen. Denn die Angst und das Virus sind schon lange eins geworden.


Viele machen sich Sorgen, jetzt nicht des Virus wegen oder der Erkrankung die ausgelöst sein kann, sondern ganz allgemeine Sorgen. Sorgen die die Zukunft betreffen. Die Frage drängt sich auf: "was wird werden?" oder "wie gehts weiter?". Nun, dazu sollten wir nicht vergessen, dass man jetzt genau so viel oder wenig von der Zukunft weiß, als wie noch vor vierzehn Tagen, zwei Jahren oder vor einem ganzen Jahrtausend, nämlich: nichts! Nada! Nix! Null! Die "Zukunft" ist nicht mehr oder weniger sicher bzw. unsicher als sie es immer war - ganz einfach aus dem Grunde heraus dass es sie als Fixpunkt ja gar nicht gibt! Sie IST ja noch nicht da die Zukunft! Da hat sogar die Vergangenheit der Zukunft was voraus, denn obwohl die absolut vorbei ist, hat sie immerhin schon mal existiert, was man ja von der Zukunft nicht grad behaupten kann! Man sorgt sich um das nicht-existente. Was nicht heißt dass man sich um nichts kümmern sollte - doch, sollte man aber bitte mit Mass und Ziel! Es ist ja immer die Übertreibung an der man krepiert, vor allem dann, wenn man aus purer Angst und Panik übertreibt. Trotzdem ist "das aktuelle morgen" weder sicherer noch unsicherer als das "aktuelle morgen" um 1780 oder in der Jungsteinzeit war. Das nur mal zum drüber nachdenken. Das worunter wir am meisten leiden ist, dass unsere verfluchten Routinen mal nicht mehr funktionieren! Und daran dass unser Verstand ein Meister der Projektion ist und unsere Vorstellungen unsere Sicht auf die Welt beeinflussen. Da kann es schon mal sein dass aufgrund entsprechender Vorstellung, der Mensch sein Seelenheil in der Anschaffung von Toilettenpapier zu finden meint. Vermutlich ist dies einem psychologischen Effekt geschuldet, im Sinne von: "wenn ich Klopapier für zwei Jahre zu Hause habe, werde ich auch noch mindestens zwei Jahre leben, denn wozu hätte ich sonst so viel Klopapier zu Hause. Wir lernen: Angst und Panik zerbröselt die Fähigkeit logisch zu denken". Naja, ohne Hirn denkt es sich leichter und alles schmeckt irgendwie nach Minze...


Nichts ist aus. Alles geht weiter. Es geht zwar nicht seinen gewohnten Gang, aber es geht weiter! Kennen wir halt noch nicht, hatten wir noch nie. Ok, trotzdem aufpassen und genau hinsehen, beobachten ob da alles rund läuft, auch ob wir unsere Bürgerrechte wieder als ganzes zurück bekommen, denn ich will keine Scherbe davon vermissen! Trotzdem in der Ruhe bleiben! Man ist ja nicht alleine, auch wenn da angeordnete Distanz herrscht. Aber was heißt da schon "Distanz"! Beinahe lächerlich, wenn man sich an die verstörenden Bilder erinnert, wo sich Menschen auf einen Meter gegenüber sitzen, aber völlig abgeschottet und isoliert weil gefangen in der Technikblase des neuen Smartphones! Alles hat sein Echo in der Welt. Vielleicht wird uns so bewusst, dass viele schon seit langem ihre sozialen Kontakte (so sie jemals überhaupt welche hatten) aufs unbedingt nötige reduziert hatten und das ohne es zu bemerken! Vielleicht lernen wir gerade wieder, dass das physische Erleben des Gegenübers durch keinen Bildschirm, das wahre Wort durch kein Telefonat und die Botschaft des Herzens durch kein SMS auch nur annähernd ersetzbar ist! Vielleicht lernen wir wenn wir es wollen auch wieder bewusster aufeinander zuzugehen und das sich-begegnen dann auch bewusst zu erfahren, zu genießen, zu erleben! Es liegt an uns was wir aus diesen Tagen an Sinnvollem mitnehmen werden.


Ich glaube nicht daran dass eine positive Veränderung einfach so über uns alle kommt, vergleichbar mit einer heilsamen kollektiven Massenpsychose. Ich glaube nicht an ein "Heils-Virus", den "Weisheits-Fußpilz" oder irgend ein "Klugmach-Bakterium" das urplötzlich alle befällt und einen ganz wunderbaren Dienst an der Menschheit tut. Ich denke dass es die und Herausforderung Aufgabe jedes Einzelnen ist. Ich bin mir sicher, dass Erkenntnis und Veränderung von jedem einzelnen Individuum selbst abhängt! Und auch das lehrt uns die aktuelle Zeit - dieses "werde dir endlich Deiner Verantwortung bewusst! Da ist was wahres dran! Das wäre schon mal eine sehr gute Lehre die es mitzunehmen und zu verinnerlichen gälte! Das wär schon ein satter Gewinn! Vieles kann sein und werden. Was es braucht ist aber auch kritische Betrachtung! Denn nicht nur die Mutation eines Virus ist bedenklich sondern auch die Mutation der Politik, der Gesellschaft und deren Gesetze! Darum Obacht! Denn wie gesagt, schnell sind Grundrechte vergessen, oder wenn außer Kraft gesetzt nicht wieder etabliert! Jede Krise bietet ja auch Gelegenheit um Unredliches umzusetzen - mit klarem Blick sollte dies erkannt und mit starkem Herzen dem entgegengetreten werden!


Die Krise, Angst wird schwinden und alles wird gut werden, denn kein Feuer brennt ewig! Wenn es brennt, dann erst langsam, schwelend, dann aber stark und hell und es beleuchtet uns unbarmherzig das Jetzt! Es leuchtet bis in unsere Herzen und Hirne und bringt ans Licht was auch immer dort an Gutem wie an Verquerem versteckt ruhen mag! Das Feuer mahnt uns, zeigt uns seine Kraft die wir nur bestaunen können! Es wärmt aber auch unser Herz! Es taut unsere Seelen auf! Es fegt weißglühend und reinigend durch unseren verstopften Verstand wenn wir es zulassen! Und wenn es genug gebrannt, gereinigt, erleuchtet und erwärmt hat, dann vergeht es langsam und alles was bleibt ist die Asche aus Vergangenheit und all das was wir erkannt, begriffen und erfahren haben! Das tragen wir in eine neue Zeit! Das bleibt!


habt keine Angst aber seid wachsam!

habt keine Furcht, und bleibt in Eurer Mitte

werdet Euch Eurer Verantwortung auf allen Ebenen bewusst

und habt Vertrauen in all das was Euch bisher gut begleitet hat


herzlichst

Georg