Ganz einfach


Ganz einfach war es ja nicht, das Leben bisher mit samt seinen verschlungenen Wegen und all den durchaus auch positiven Erfahrungen die damit verbunden waren und die ich um nichts in der Welt missen möchte. Sagen wir mal so: ich bin ganz schön rum gekommen mit den Jahren und durfte viel lernen und erfahren. Klar, man, also ich hätte es mir auch viel einfacher machen können - einfach irgendwas möglichst angenehmes glauben, oder so tun als ob, sich benehmen wie wenn, dazu ein buntes Kleidchen aus falschen Federn tragen und dann hauptsächlich damit beschäftigt sein dafür zu sorgen, dass die fremden Federn auch im frischen Wind der Realität kleben bleiben. Aber das liegt mir nicht und lag mir, wem auch immer sei Dank, noch nie. Ganz im Gegenteil. Irgendwann, da war ich noch jung und sicher auch aktuell etwas enttäuscht vom Leben, habe ich mir geschworen nie mehr zu "glauben" sondern nur mehr "wissen" und "selbst erfahren" zu wollen. Solcherart Entscheidung ist nicht schlecht und sie führt einen immerhin bis an die Ufer eines aufgrund seiner Kraft beeindruckenden Flusses den man letztlich zu druchqueren hat. Und wenn man ihn durchquert hat, macht das schon einen Unterschied. Man steht dann auf der anderen, noch unbekannten Seite des Flusses, der einem nun unüberwindbar ist - der Weg zurück ist unmöglich - die Vergangenheit ist vorbei.

Da sind eben diese zwei Seiten, diese Ufer - da das eine des Glaubens, des Hoffens, der falschen Vorstellung und des tradierten Selbstbetruges und dort das Ufer des Wissens, der direkten Erfahrung des Selbst die unleugbar und wirklich alles verändernd ist. Dazwischen fliesst mächtig und klar der Fluss den man Aufrichtigkeit nennen kann und wer ihn durchquert, dem wascht und schrubbt er so ziemlich alles ab was nicht echt, nicht wirklich und authentisch ist - und das ohne Rücksicht auf das jammernde Ego, das geht bis aufs Bein, bis ins Herz! Da werden die Begriffe gesäubert damit sie wieder blank sind und wieder sind was sie ursprünglich meinten! Da wird das Wort wieder zum Fleisch, zur organischen Erfahrung! Da krepiert die falsche Vorstellung! Da endet die Verwirrung! Es muss gesagt sein: mit Vielem kann man dann nicht mehr. Manches berührt dann kaum noch. Die umgefallenen Reissäcke in China werden zwar immer mehr - doch sie interessieren einen auch immer weniger! Die Rülpser der ewigen Besserwisser, die ungeistigen Absonderungen der Egomanen und Weltverschwörungsverbesserer sowie der verbale Auswurf diverser Panikmacher und Höllenverkünder oder deren absoluten Widerparts spielen keinerlei Rolle mehr! Man lacht ihnen ins Gesicht, das vertreibt sie - oder noch besser man lässt sie stehen wo sie sind! Sogar im funkensprühenden Spannungsfeld von rechts und links hat man seine Mitte, seine Seele wieder gefunden und sein Hirn auch! Das Gedröns der manchmal besoffenen Welt ist egal, man sieht das Ganze wohl und nimmt es auch zur Kenntnis, aber ohne sich in ihm zu verstricken oder zu verirren! Vor allem aber hat man einfach besseres zu tun - nämlich zu leben, zu lieben , das Wahre wahrzunehmen und das Verwickelte zu entwickeln! Ach ja, noch etwas um das es geht: sich zu freuen über den Fluss und die Möglichkeiten die er einem bietet und überhaupt...


Ganz ehrlich, bei mir hat es schon seine Zeit gedauert diesen Fluss zu durchqueren - und immer wieder bin ich in seinem reissenden Wasser, folge ihm ein Stück und trete neu aus ihm, an anderer Stelle, so wie andere eben auch! Das ging und geht nicht von heute auf morgen. Das funktioniert nicht ganz einfach so mit einer bewussten Entscheidung oder einem Fingerschnippen oder mit "dran glauben und abwarten". Denn das ist keine reine Kopfsache, das muss man wissen, es ist eben auch organisches Tun und Erfahren! Das war und ist schon echte Arbeit und Kampf war und ist es manchmal auch, vor allem Kampf gegen das Ego das es ja eben dieses "einfach, und weiter wie bisher" haben will. Der innere Schweinehund und der der äussere Schweinehund, die arbeiten da auch oft gut zusammen, das ist heftiger als man glaubt oder befürchtet. Dennoch geht es, das Sich-ändern!

Man kann ja weit mehr als man glaubt oder zu wissen meint. Man muss DURCH den Fluss denn über den Fluss den ich meine, führt keine elegante Brücke, auch keine feinen, bequemen Boote gibt es, da ist keine Chance zum trocken bleiben! Man muss ganz einfach durch ihn hindurch! Mag sein dass man ihm immer wieder mal auch eine Zeit lang folgt. Mag sein dass man "hier" in ihn tritt und "dort" aus ihm ans Ufer kommt, an ganz anderer Stelle als erhofft oder erwartet! Das ist schon gut und richtig so! Das ist der Fluss! Das ist Entwicklung frei von egoistischem "wollen"! Anders geht es eben nicht, anders ist er nicht der Fluss, das ist seine Natur, seine Seele, die Art wie er wirkt - nur so reinigt er einen von all der falschen Vorstellung, den störenden Prägungen und dem ganzen Ballast den man unbewusst im Herzen und im Hirn mit sich schleppt. Viel Müll geht von einem. Man wird leichter - dafür tiefer. Nur so bringt er einen genau an jene Stelle des Ufers die perfekt für dich ist!


Das Durchqueren dieses Flusses und letztlich er selbst macht unter anderem ganz einfach klar dass Spiritualität kein blödes Hobby ist. Er macht klar, dass Spiritualität etwas ernstes ist, was aber nicht heisst dass es hier keine Freude und keinen Humor gäbe! Vielmehr meint es, dass nur wer sich selbst ernst nimmt, also sein Leben, seine Existenz als grosses, wertvolles Geschenk zu begreifen und wertzuschätzen imstande ist wirkliche Spiritualität erfahren kann! Die Freude kommt mit dem Ernst! Denn das ist ja kein Spiel, nichts was man sammelt im Regal um es jedem zu zeigen, um damit anzugeben oder sich in einer imaginären Wertung weiter nach oben zu bringen. Spiritualität ist kein Wettkampf oder Sport und vor allem hat sie nichts Oberflächliches an sich. Spiritualität ist Tiefe!!


Im Fluss der Aufrichtigkeit spült es einem das ganze esoterische Gelabere aus dem Mund, dieses elend übersüsse trallala das in Wahrheit nichts, aber auch nicht das Geringste zu sagen hat, das nichts tut, ausser den der es vom Stapel lässt so ungemein wichtig und heilig erscheinen zu lassen. Man verliert endlich das Gehör für all den drögen Unfug der in seiner "alles mit nix - Mentalität" den Armen den letzten Cent aus der Tasche zieht. Man verliert den Sinn für die immer auf Machtzuwachs bedachte Angstmache und deren dreisten Missionare. Der eigene Fokus wird und bleibt wieder stabil und weist auf das Wahre, das Gute. Es wascht einem gehörig den Glitter aus den Haaren den man ach so dringend gebraucht hat um zu glänzen, damals, bevor man auf den Fluss traf! Der Weg wird klar, auch das Ziel und das eigene Sein.

Jene die es gewagt haben den Fluss zu druchschwimmen, denen wird eben so manches bewusst und in ihnen entsteht eine Haltung die nicht von allen die da am anderen Ufer zurückbleiben, verstanden oder gar akzeptiert wird. Damit lernt man zu leben, auch mit den Angriffen die es geben kann und die erstaunlicher Weise genau von jenen kommen, die ansonsten ununterbrochen und salbungsvoll von "Akzeptanz" und "Freiheit" und allgemeiner "Brüderlichkeit" fabulieren. Da schallt schon so manches harte Wort vom anderen Ufer über den Fluss und so mancher böse Blick, der nicht selten jede Menge Neid in sich trägt, dringt wenn auch stark abgeschwächt durch die Distanz zu dir. Nicht immer ist es ganz einfach das so hinzunehmen, aber was bleibt einem schon anderes wenn man den Fluss durchschwommen hat? - nichts, und genau das macht es einem wieder leichter! Es ist eben wie es ist und man kann nicht gegen die Wahrheit und die eigene Natur anrennen.


Jetzt hat der auch noch "Wahrheit" gesagt! - holla die Waldfee - da wird man schon mal böse beäugt wenn man von ihr spricht, oder gar behauptet das sie einem über den Lebensweg gelaufen sei! Da schallt es laut vom anderen Ufer, dass doch jeder seine eigene Wahrheit hätte und daher eben alles gleich wahr und richtig und wirklich sei! Welch Irrtum! Denn da wird nicht "Wahrheit" im Sinne von Naturgesetz gemeint sondern es geht ganz einfach um "Interpretation der Oberfläche" und um "recht" haben! Das ist ein gewaltiger Unterschied - da geht es um unzählige Interpretationen der Wirklichkeit, also um die ganz individuell gestörte Wahrnehmung und Vorstellungen derselben und da können sich schon gewaltige Fehler einschleichen. Vor allem dann wenn wir nicht lernen an uns zu arbeiten um überhaupt zu richtiger, also ungestörter Wahrnehmung fähig zu sein! Es gilt störende Prägung abzubauen um die Welt gereinigt wahrzunehmen und eben nicht durch die Vorurteilsbrille der Prägungen! Dies wiederum würde bedeuten den Fluss der reinigenden Aufrichtigkeit durchschwimmen zu müssen. Es würde bedeuten, vieles an dem sich das Ego nährt und ungemein wichtig aufbläht von sich waschen zu lassen! Es würde meinen, sich völlig neu zu definieren und dieses mal nicht über oberflächliches, pseudospirituelles Gesülze und affektiertes Getue, sondern über in der Tiefe gemachte Selbsterfahrung! Da haben wir ja die Räume und Methoden jener Menschen die wir so gerne als "spirituell" bezeichnen, die "Indianer", die "Weisen", "Meister" usw. usft. Aber diese Räume scheut das Ego eben und tut was es kann damit der Status Quo erhalten bleibt. Es interpretiert sich selbst die Methoden jener die es wissen müssen zurecht, entherzt sie, verbiegt sie, deutet sie um bis nichts mehr bleibt ausser peinlicher Selbstinszenierung ganz ohne echte Wirkung, dafür aber mit viel Eventcharakter den man wiedrum als Wahrheit verkauft. Um Interpretation mit Wahrheit gleichzusetzen, da gehört schon einiges an Ignoranz, aufgeblähtem Ego oder schlicht an Unwissenheit dazu und das fatale daran: all das führt ins Nirgendwo, auf seinem Weg die Lebens-Zeit erschlagend.


Ganz einfach ist es nicht, war es nie aber das sollte uns nicht abschrecken. Dass es nicht ganz einfach ist, zeigt uns nur dass es eben wirklich ist, denn die wichtigen, die realen Dinge im Leben die wollen und wollten doch immer GETAN sein! Wirkliche Veränderung bedarf einer Handlung, einer beherzten Tat! Sie bedarf eines Weges und eines Zieles! Es geht doch auch anderen so: Die tägliche Oberflächenwelt hat vielen nur mehr wenig zu bieten. Sie befriedigt kaum, oder wenn doch dann nur kurz und nicht in der Tiefe. Sie ist fade und man kann sich kaum noch für all den überflüssigen Tand und den ganzen Unsinn den sie uns täglich bietet begeistern. Alles scheint eine einzige Sollbruchstelle zu sein. Vorkaputteter Krempel ohne Ende, dafür billigst verhökert und doch teuer mit eigener Lebenszeit erkauft! Und was passiert? All das stört mit einem mal ordentlich das Wohlbefinden, denn man hat irgendwie die Fähigkeit sich ablenken zu können verloren. Das schafft dann auch Leid, Frustration und das Gefühl von Schnauze voll von allem, aber ohne jede Konsequenz! Oder aber: das Verdrängen von all dem Mist der täglich auf uns einströmt wird zunächst zum Lebensmittelpunkt, dann unendlich an den Kräftend zehrend und letztlich zum Fluch, zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Man isst und wird nicht satt. Der Durst in einem ist nicht stillbar. Mein weiss alles und nichts. Die Leere, der unsagbare Mangel an wahrem SEIN ist schmerzhaft. Gefühlt treibt man in einer Haifischzahnenden Zeit und um nicht ganz zum Opfer zu werden versucht man eben auch ein wenig Täter zu sein. Und das schlimmste daran: Man glaubt ernsthaft dass mit einem selbst etwas nicht stimmen würde, nur weil man plötzlich (so scheint es) nicht mehr mit der Masse kann! Aber eigentlich ist man dabei zu erwachen! Und das ist wie das eingeschlafene Bein das langsam wieder erwacht - angenehm ist was ganz anderes, aber dass es weiterschläft ist eben auch keine Lösung - diese Lösung dennoch anzustreben wäre ganz einfach dämlich. Es geht aber auch anders - vielleicht ahnt man es. ( - und ja, es sind die eigenen Ahnen die einem diese Ahnung geben)


Wenn wir wesentliches erkennen wollen, wenn wir die Wirklichkeit mit all ihren Wundern suchen, wenn die Seele, das Herz nach Wahrheit ruft und wenn uns die "Welt der Oberfläche" nicht mehr zu bieten hat als eben ein platte, bunte, schillernde und instabile Seifenbalsenoberfläche - dann bleibt uns ohnehin nichts anderes als den Fluss zu druchqueren und zwar im absoluten Vertrauen darauf das neue Ufer auch zu erreichen! Und es wird ein erster Schritt nötig sein, ein erstes Eintauchen in die kühle reinigende Flut! Es wird Mut brauchen und Kraft! Es wird der Neugierde bedürfen ebenso wie der Erkenntnis der Notwendigkeit! Das Durchqueren des Flusses und das Erreichen des neuen Ufers wird uns zum inneren Drang, zu tiefstem Bedürfnis! Es wird zum erstrebenswerten, freudigen Weg und herem Ziel und dennoch wird es auch ein Wagnis sein!


Viele sind den Weg schon vor uns gegangen, haben uns Wissen und Wekzeug in die Hand gegeben um das Ufer der wahren Wirklichkeit erreichen zu können. Wie immer liegt es an uns selbst, uns das nötige Wissen anzueignen, es weiter zu geben und die Werkzeuge auch zu gebrauchen! Also keine Furcht, denn was sich wehren wird ist nur das eigene Ego, was da aufmuckt ist nur der innnere Schweinehund und der taucht immer dann auf, wenn es um wirklich wichtiges, wenn um wahre Veränderung, wenn es ganz um DICH SELBST geht!


lasst uns den Fluss durchqueren, gemeinsam - dann geschieht ein grosses Wunder: es wird ganz einfach

herzlichst

Georg