Die Krise in der Krise


"Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen." (Max Frisch)


Was früher "Schwerter zu Pflugscharen" meinte, meint heute wohl "Wörter zu Pflastersteinen"! Und mit denen (noch sind es mehrheitlich Worte) wirft man gegen den ernannten oder erkannten Feind. Und wer am weitesten wirft, bekommt eben den meisten Applaus. Die Masse scheint nur noch Masse zu sein. "Viele" das ist der Schlüssel. Die Zahl heiligt die Mittel. Sie ist Sinn und Zweck und angestrebtes Ziel geworden! Sie wird erlogen und aufgebläht, von allen Seiten, oder aber sie wird niedergemacht, ebenfalls von allen Seiten. Man wird zu dem, gegen das man antritt. Man wird gesichtslos und herzlos. Alles wird zum Schaf. Alles wird Herde! Alles blökt. Jeder wird zum Teil der sich übertönenden Propagandamaschinerien. Am Ende ist man vielleicht genau jene Politik, die man verachtet.


Das passt zur Zeit mit ihrer Massen- und Zahlenqualität. Nur merken es die Vielen ja nicht, weil sie nur ein Auge für den potentiellen Feind haben, aber nicht für sich. Man verbündet sich gegen den Anderen und unbemerkt auch gegen sich selbst. Man drischt mit Worten auf das ein, was man längst selbst geworden ist. Man spricht ja immer über sich, auch im Chor! Und man verwechselt grosse Worte mit gestörten Befindlichkeiten.Die Egos schwingen sich zu wahnhaften Heldengestalten auf. Ein mal nur wichtig sein! Ein mal nur Teil von etwas Grossem sein, auch wenn es nicht "gross" sondern nur "viel" ist. Einmal nur den Märtyrer geben, so dass es alle sehen, aber nicht wirklich sterben dabei, das natürlich nicht, nur etwas an Unannehmlichkeit erdulden, für den Moment, eine Stunde, einen halben Tag vielleicht. Einmal den Kopf aus der brandenden Masse stecken und mit geballter Faust, irgend einen Stuss skandieren, den man selber nicht versteht. Dann wieder untergehen im Nichts der Herde. Einmal der SICHTBARE Sand im Getriebe einer Sache sein, mit der man nicht kann oder nie konnte. Man stört ein wenig. Mehr auch nicht. Aber das Ego hat was es will: Aufmerksamkeit - und wenn es nur für eine Stunde ist! Einmal nur wichtig sein! Einmal nur Einfluss haben! Einmal nur gesehen und beklatscht, oder zumindest bemitleidet werden!


Das ist ganz weit weg von wahrer Gesinnung, die es ohne Zweifel auch gibt. Solch Verhalten tut dem wahren Revolutionär unrecht. Es schändet die Wörter. Es ist Event. Es ist so elend, weil es oft nur die Verlagerung der Spassgesellschaft ist. Und was diese Gesellschaft stört, dass ist die aktuelle Behinderung von Spass! Man will ja weiter machen wie bisher! Man fühlt sich ja gebremst durch Krise und Verordnung! Die Demokratie ist in Gefahr? In Gefahr ist die Bequemlichkeit und die Unbeschwertheit des ausufernden Konsums! "Demokratie"? Dieses Wort ist ja leider vielen fremd und bis vor Kurzem, war es ihnen auch egal! Um die Bedeutung des Wortes zu lernen, fehlten die Zeit und auch der Wille und Manchen schlicht der nötige Verstand.


Was man fordert ist ein Ende von Allem. Selbst der geforderte Beginn von "Neuem" ist in sich nur die Froderung nach dem Tod des Alten. Und wozu bzw. und wie weiter? Um weiter zu machen wie bisher - setzen fünf! Da ist nichts, aber auch nicht das Geringste an lehrreichem Inhalt geblieben! Dabei sein ist eben alles! Die Parole zum Thema! Die Fahne passend zur Gesinnung! Das T-Shirt zur Demo! Die Tasse zur Idee! Das Video zur Revolution! Und alles gegen Gebühr versteht sich.


Die Krise ist in der Krise! Das hat nicht lange gut gehen können, weil da immer welche sind, die andere vor ihre Karren spannen! Sie schaffen es und schafften es schon zu allen Zeiten, die Krisen für sich zu nutzen. Sie sind die Ersten auf den Bühnen und auch die Ersten, die fliehen wenn alles verloren ist. Sie sind schnell. Sie führen gerne an. Sie wissen immer als erste wer der Feind ist oder sich dazu eignet. Sie werfen die ersten Steine, auch auf nur vermeintliche Schuldige und sie sind die Letzten, die dafür die Verantwortung übernehmen wollen und werden. Sie entmenschlichen uns das Gegenüber. Sie handeln mit Feindbildern. In allen Grössen und mit allen erdenklichen Rahmen. Ihr Lager ist voll davon!


Die "gute, alte Krise", also die echte Chance auf wahre Veränderung, die könnte bereits in den letzten Zügen liegen! Man hat sie verhunzt, die Krise. Man hat sie auszubeuten begonnen, hat sie umdirigiert, instrumentalisiert und kommerzialisiert! Das hat sie nicht verdient, weil sie zu Beginn, wodurch auch immer herbeigeführt, ja doch echt und eine wahre Chance gewesen ist! Man hat sie verdorben und ihr so manches unterschoben was nie ihres war. Denn für alles kann man sie nicht verantwortlich machen, vor allem nicht für eigenes Versagen! Das wäre ihr gegenüber nicht richtig und man sollte ja darauf achten, ehrlich zu bleiben und gerecht!


Natürlich gibt es sie noch, die wirkliche Krise mit all ihren Herausforderungen und Chancen! Sie ist noch da, im Hintergrund und verdeckt von der "Masse" die man gerne währe. Sie ist da, aber übertönt vom Geblöke der bunten Herden. Sie will bewältigt sein, mit Herz und Vernunft und klarer Absicht! Sie will auch weise GENUTZT sein, zur Entwicklung aber nicht BENUTZT zur elenden Überhöhung der ohnehin schon aufgeblähten Egos! Sie ist eine energetische Bewegung, eine Welle, ein Wind, ein Rütteln an den beengenden Realitäten, auf die wir uns, auch unbewusst geeinigt haben. Sie ist die Möglichkeit zur Bewegung!

Ein Scheitern wäre traurig und ungerecht jenen Mutigen gegenüber, die sich wirklich und aus ganzem Herzen selbstlos einsetzen, für eine ehrbare Sache, für ein anderes Sein und für eine wirklich neue Welt! Ihnen gehört auch meine Zuneigung und vor allem mein Respekt.

Wenn wir die Krise nicht schleunigst richtig nutzen, wird nach dem ganzen Rausch nichts bleiben ausser verschmutzten Strassen, viel zerschlagenem Prozellan, verlorenem Vertrauen, abgenutzen Worten und einem wirklich üblem, globalen Kater! Es wird eine gewaltige Enttäsuchung folgen, ein böses Erwachen mit der Erkenntnis, es wieder einmal nicht gepackt zu haben!


Die Krise richtig zu nutzen, das beginnt mit und in uns! Es ist auch ein spirituelles Tun. Es beginnt damit Prioritäten zu setzen und die Welt die wir bewohnen dürfen, als ein grosses Ganzes sehen zu lernen um endlich zu begreifen, dass deren Zustand keine Frage der Massen, sondern eine Frage und Sache der Individuen ist!


So, ich wende mich diesem Tun nun wieder zu, alleine, zu zweit und mit Euch gemeinsam


also auf bald, im Tun!

herzlichst


Georg