Die Diktatur der Wohltätigen


"Ewige Wachsamkeit ist der Preis ewiger Freiheit." (Thomas Jefferson, 1743 - 1826)

Schadet es wachsam zu sein? Schadet es kritisch zu sein? Und schadet es, die Natur der Dinge nicht zu vergessen? Wohl kaum! Denn kein höheres Gut, ausser der Gesundheit, ist dem Menschen so ans Herz gebunden wie die Freiheit! Und mehr als die Freiheit "eines Volkes" oder die Freiheit "einer Nation", ist das Streben nach EIGENER, nach ganz PERSÖNLICHER Freiheit das uns antreibt und dieses Streben ist ein ganz INDIVIDUELLES! Dies ergibt sich daraus, dass der Verlust von Freiheit, gleich dem Verlust von Gesundheit ganz persönlich und eben individuell erfahren wird. Es ist kein kollektiver sondern ein individueller Schmerz, ein ganz "eigen-sinniges" Empfinden das einem da durch die Glieder und durch das Herz fährt, wenn die Freiheit fort ist.

Gleich dem Verlust der Freiheit ist die Gefangenschaft zu setzen. Wobei die Art der Gefangenschaft unterschiedlich sein kann - und doch in ihrer Natur die Selbe ist! Da wäre die Sklaverei zu nennen, aber auch die kleinen und grossen Abhängigkeiten in die man geraten kann. Da ist die Bürgschaft für etwas, also die Schuld die zu begleichen man verpflichtet ist, was ohne Probleme ist, solange sie sich auch tilgen lässt! Zugegeben, in manche Unfreiheit begibt man sich ja aus freien Stücken - also man wechselt ganz bewusst vom freien in den unfreien Zustand, meist in der Hoffnung dass diese Unfreiheit eine zeitlich begrenzte sein wird.

Natürlich gibt es auch Unfreiheiten, denen man nicht ganz so einfach zu entkommen vermag, wenn man in einem System, nennen wir es "Staat" lebt, dessen Funktionieren auf einem umfangreichen Regelwerk basiert. Viele dieser "kleinen Unfreiheiten" sind eine Art Handel, ein Übereinkommen, ein gegenseitig geschlossener Vertrag, von dem beide Partner profitieren können - nicht immer ganz gerecht und nicht immer offensichtlich im Nutzen für einen selbst. Aber hier hat man sich zu arrangieren gelernt - auch aus dem Grunde, da die Alternativen fehlen, oder man schlicht und ergreifend bisher noch nicht imstande war, ein besseres Modell von "Staat" zu ersinnen.

Grössere Gefahr droht der eigenen Freiheit meist durch die "Diktatur der Wohltätigen" - also jener Mächtigen, die in der Position sind, über das Individuum hinweg, also für die Allgemeinheit "Gutes" zu tun. Die Geschichte sollte uns mittlerweile gelehrt haben, dass diese Versuche immer noch übel geendet haben. Sei es die Ausrufung eines mit ultimo für alle geltenden politischen Systems, oder aber die Etablierung eines neuen Wirtschaftssystems, das keinerlei Rücksicht auf individuelle Enwicklung, Ressourcen, natürliche Gegebenheiten eines Landes oder das Klima nimmt. All dies endete meist im Elend, in Hungersnöten, in der Verfolgung Andersdenkender oder Andersgläubiger, in blutigen Bürgerkriegen und mit dem Untergang ganzer Staaten.

Dies geschah so vor allem dann, wenn dieser Vorgang diktatorische Züge aufwies, also wenn der Entscheid von nur einem Einzelnen getroffen wurde, der die eigene Idee zur Lösung aller individuellen Probleme, über alles gestellt hat. Diese Entscheidungen, selbst wenn sie noch "so gut gemeint" waren, negierten stets das Individuum und bezogen sich immer auf die Masse - wobei eben Masse und Individuum nicht Eins sein kann.Man kann nicht einmal vom dem Einen auf das Andere schliessen! Tut man es dennoch , befindet man sich automatisch in den düsteren Räumen des Vorurteils, des Nationalismus, Faschismus und Rassismus! Man tritt in jene Welt ein, in der das Individuum eine Gleichschaltung erfährt und in der sich Wortkreationen wie "Volksgesundheit" oder "gesunder Volkskörper" finden. Hier wird die Masse gesichtslos und uniform. Hier endet der eigene Gedanke, weil er ersetzt wurde durch propagandistisch bewusst gemachte "Notwendigkeit".

Der "wohltätige Diktator", welcher er aufgrund seiner politischen oder wirtschaftlichen Macht nun ist, schliesst von sich auf alle anderen. In diesem diktatorischen Umfeld gilt, dass der Zweck die Mittel heiligt! Und dies ist eine Religion der Gleichschaltung und der allgmeinen Verblödung im angstvollen Anblick eines "gemeinsamen Feindes" den es zu bekämpfen gälte! Mal ist dieser kolportierte Feind ein "Untermensch" dessen drohendem Angriff man zuvor kommen müsste, ein ander mal ist es eine Krankheit die den "gesunden Volkskörper" zu befallen droht und die es auszurotten gilt und wieder ein anderes Mal, sind es "subversive Elemente" die man vernichten muss, da sie "das gemeinsame Ziel" gefährden. Gerne wird auch eine bewusst bedrohlich konstruierte Zukunftsphantasie bemüht, die man nur abwenden könnte, wenn man sich endlich unterordnen und im "grossen Ganzen" aufgehen würde!

Es sind die Krisenzeiten in denen die Dikatoren der Wohltat ins Licht treten und in das sie von manchen sogar flehentlich gerufen werden! Einem Erlöser gleich treten sie auf und versprechen all ihre erworbene Macht und all ihren Besitz, in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen! Und mit einem Mal scheint vergessen zu sein, auf welche Art und Weise sie zu ihrer Macht und ihrem Besitz gelangten! Mit einem Mal scheint es keine Rolle mehr zu spielen, dass jedes Fundament der Macht, kein humanitäres sondern ein wirtschaftliches und machtpolitisches Fundament ist! Eines aber steht fest: Die nun Mächtigen kamen an ihre Positionen sicherlich nicht durch Grossherzigkeit, durch Milde, Güte oder gar Bescheidenheit! Sie erreichten den Gipfel der Macht sicherlich nicht dadurch, dass sie keine Machtansprüche gestellt haben! Und da der Gipfel der Macht ein kleiner ist, haben sie zuvor unzählige Andere von ihm gestossen. - Machiavelli lässt grüssen.

Sie kamen zu alldem weil sie nach dem Motto vorgingen, dass der Zweck die Mittel heiligen würde! Sie waren wie die Wölfe unter den Schafen! Sie haben nichts gescheut, alle Ethik hintan gestellt! Sie sind immer noch dieselben, die sie auf ihrem "Weg nach oben" waren! Sie sind rücksichtslose Jäger! Sie haben immer das ICH vor das DU gestellt! Denn der Weg nach oben verzeiht kein Anhalten, kein Stützen des Anderen. Der Weg nach "oben" ist immer ein rücksichtsloser Weg - das ist seine Natur.

Vielleicht entspringt ihre Motivation sogar aus einem tiefen Gefühl der Schuld und dem Drang etwas wieder gut machen zu wollen. Trotzdem ist es die Diktatur der Wohltätigen und wir sollten besonders achtsam sein, welchen Preis sie für ihre Wohltaten verlangen werden!

bleibt wachsam!

herzlichst

Georg