Ausserhalb der Komfortzone


Hauptsache bequem. Nur keine Umstände. Hauptsache warm und satt und ohne lange Diskussion. Hauptsache "business as usual". Hauptsache wieder Urlaub machen dürfen. Hauptsache wieder "shoppen" gehen können. Lustig muss es sein, das ist wichtig. Spass muss es machen, das ist Pflicht. Die Ablenkung muss perfekt sein. Und der Rest ist Nebensache. Hauptsache ein daunenweiches Leben. - verständlich irgendwie.

Aber sind wir wirklich so? Haben wir schon aus Prinzip aufgegeben? Sind wir alle nur noch die berühmte "breite Masse" - breit weil behäbig, schwerfällig und breitgewalzt von all dem alltäglichen "Zuviel"? Sind wir wirklich nur mehr gut darin, egal was kommt, es schulterzuckend irgendwie auszusitzen? Sind wir uns egal, also jeder jedem? Sind wir wirklich dermassen lebensmüde?!

Wann haben wir eigentlich "Spiritualität" durch "Zeitgeist" ersetzt? Und warum haben wir auf die Seelennahrung vergessen und sie durch etwas ersetzt, was ihr nicht im Geringsten ähnelt? Sitzen wir gar in einem Teller, der immer wieder neu befüllt wird, sodass wir gar nicht auf den Gedanken verfallen können aufzustehen, um über den berühmten "Tellerrand" zu blicken?Und warum sagen wir nur nichts? Vielleicht weil der Mund voll ist und wir nichts von all dem Leckeren wieder hergeben wollen? Bloss nicht aus dem Nest fallen und bloss nicht aus ihm gestossen werden! Nur nicht flügge werden im Kopf! Warten wir wirklich nur auf die nächste Fütterung? Und lassen wir uns einfach mit der Drohung ruhigstellen, dass wenn wir nicht brav sind, es gar kein Futter mehr geben wird? Also: sind wir schon Teil der Angst und dienen dem Nächsten neben uns bereits als abschreckendes Beispiel?

Haben wir verlernt uns unangenehme Fragen zu stellen, oder aber könnten wir es und tun es bloss nicht, weil es uns in unserer Befindlichkeit stören würde und der gewohnte Fütterungsprozess unterbrochen wäre?Sind wir, als Ganzes, also als Volk bzw als "Art" gar verweichlicht seit 1945? Sind wir zu satt geworden und zu schwer, um aufzustehen um uns Überblick zu verschaffen? Was würden sie sagen die Ahnen, wie würden sie zu uns sprechen, wenn sie uns so sähen, satt und faul und von allem sofort überfordert? Würden sie uns nicht wach rütteln? Haben wir vielleicht "Leben" und "Standard" irgendwann miteinander verwechselt?

Sind wir gar zu leichtgläubig, zu leicht verängstigbar und immer in latenter Furcht, dass man uns den süssen Lolli den wir "Leben" nennen aus den Fingern nehmen könnte? Sind wir zu träge, zu selbstverliebt, zu egoistisch und zu besessen, von all dem bunten elektronischen Geblinke rund um uns, das all unsere Aufmerksamkeit verlangt und uns dann fiepend in den Schlaf bzw. in die Erschöpfung singt? Oder sind wir schlicht verdummt?

Sind wir zu viel Gewohnheit und zu wenig Neugierde? Oder aber haben wir vergessen, dass das Leben ja nicht darin besteht, uns in Träumereien zu verlieren, sondern die Visision die wir sind, wahr werden zu lassen? Und wo ist unser Widerspruchstgeist, den wir als Kind wohl hatten, abgeblieben? Wo ist unser gesunder Trotz, den wir brauchten, damit man sich die Zeit nahm, um uns etwas schlüssig und ehrlich zu erklären, so dass wir es auch verstanden? Und wo ist der ganze Mut geblieben? Wo ist jetzt der Wissensdurst und wo ist der Hunger nach Bildung und nach unentdeckter Welt?

Sind wir nur desinformiert oder schon gesteuert? Wollen wir gar nur wissen was uns angenehm ist? Haben wir Hiob ganz verbannt? Blenden wir einfach aus was nicht sein darf? Oder sind wir nur sehr gut im Vergessen? Was haben wir da eigentlich kultiviert in all den Jahren? Den kritischen Blick? Die Fähigkeit klar zu unterscheiden? Oder aber das "sich Fügen" in die Umstände und wie man darauf hofft, dass "der Andere" tut was man eigentlich selbst tun müsste?

Keine Angst, nur ruhig durchatmen und nicht in Wut oder ähnliches geraten: Das sind ja keine Vorwürfe! Das sind ja nur Fragen! Und es sind Fragen die ICH MIR stelle, ob Du sie auch Dir stellst, oder gar Deinem Gegenüber ist natürlich Deine Sache, es ist DEIN Wagnis und es ist DEIN Mut den es dafür braucht - es werden ja auch DEINE Antworten sein und DEINE Konsequenzen so du welche ziehst.

Wenn man also aufsteht und so über den Tellerrand blickt, da drängen sich einem diese Fragen eben auf. Das ist nicht ganz so bequem, das stört den Schlummer, das verdirbt den Appetit, das macht unruhig, kurz: Das gefährdet den Aufenthalt in der Komfortzone - und das ist auch gut so! Solche Fragerei kann einen auch aus dem Nest stossen und sogar das Fliegen lehren! Und, Hand aufs Herz: Wann sonst sollte man sich diese Fragen stellen? Wann sonst wäre es legitim und nötig?

Wenn man die Antworten nicht fürchtet, weil sie ja hilfreich sind, dann kann man diesen Blick auf die Welt und sich selbst in ihr, ruhig wagen!Es schadet nicht mal nachzudenken, auch wenn es unbequem ist. Es schadet nicht, sich alles, auch sich selbst, einmal kritisch zu betrachten! Es schadet nicht, sich mal den Kopf zu waschen und das Hirn zu lüften!

Und wenn das Leben manchmal gefühlt wie eine Krankheit ist - so ist das Verlassen der Komfortzone der erste Schritt zur Heilung!

Aho!


bis bald, ausserhalb der Komfortzone und im wirklichen Leben


herzlichst


Georg