Am Ende des Jahres


Am Ende des Jahres angelangt scheint mir das Vergangene wie ein Traum. So vieles ist geschehen, dass es mir fast unmöglich ist Rückblick zu halten ohne mich dabei zu verirren. Es war ein gutes Jahr, das ja! Wir haben La Mesada vergrössert, dazugebaut, erneuert - und das auf allen Ebenen, aber auch dies und jenes haben wir reduzieren dürfen. Es war ein Jahr der Freude und auch ein Jahr des Schmerzes. Da waren Abschiede, nicht vorherzusehen manche, andere wieder ahnbar und sich aus der logischen Konsequenz unterschiedlicher Wege ergebend. Es waren Abschiede dabei, physische, die aber gerade dadurch eine tiefere Verbindung, eine ewige zugelassen haben. Trauer war auch zu Gast in diesem Jahr, in unserem Haus, aber auch sie ist wieder gegangen und hat als Geschenke Dankbarkeit und Freude über die gemeinsame Zeit zurück gelassen - nichts ist eben umsonst.

Es war ein gutes Jahr und es war auch ein Jahr das mich und Heidi noch mehr verbunden hat, weil da eine gemeinsame Basis ist, weil wir Wunderbares gemeinsam erfahren durften. Wir waren wieder auf Reisen und durften erneut erleben was echte Hingabe ist. Und auch dort, weit von hier, auf einem anderen Kontinent, haben wir nicht nur Freunde sondern Famile gefunden - eine Verbindung die besteht ganz ohne Behinderung durch physische Distanz. Hier haben wir neue (alte) Zugänge gefunden von denen wir nie zu träumen wagten und es eröffnet sich uns eine neue ungeahnte Tiefe aus der es sich lebt und spricht und handelt. Hier haben wir erfahren was es meint, sich hinzugeben und für jemand anderen zu beten zu bitten und zu wirken. Hier wurden wir mit offenen Armen empfangen und hatten die Möglichkeit einander tief ins Herz zu blicken - und auch diese Reise geht weiter.

Was noch? Es ist nicht so leicht zurückzublicken. Es ist wie der Blick von wo ich gerade sitze und schreibe, auf den winterlichen Gemüsegarten - da ist es schwer zu sagen was genau und wo es wuchs. Was ich weiss ist dass es eine reiche Ernte war! Dass es viel war und bunt und gut und dass es immer gnügt hat. Ich weiss auch, dass mancher Samen nicht aufgegangen ist und manche Frucht faul war. Ich weiss nich dass sich dies oder jenes die Maus oder die Schnecke geholt haben mag - aber ich weiss auch, dass es uns nicht bekümmert hat, weil jeder seinen Teil bekommen sollte, ganz ohne Ausnahme. Ich erinnere mich, wie ich die Erde gepflügt habe im Frühjahr und wie warm es schon war. Ich erinnere mich des Gefühles über den lockeren Ackerboden zu gehen, des Duftes, der Geräusche um mich und ich erinnere mich daran dass ich wusste dass es gut wird das Jahr - und so ist es wohl auch gekommen.

Ach ja! Es war auch ein lautes Jahr, so wie ganz allgemein die Welt immer lauter zu werden scheint - dies wird wohl der zunehmenden seelischen Ertaubung ihrer Bewohner geschuldet sein. All der Lärm aber, der da tagtäglich auf uns alle einströmt, hat mir in diesem Jahr weniger Kopfschmerzen gemacht und weniger Sorgen! Er hat mich so manches erkennen lassen der Lärm. Er hat mich gelehrt meinen Fokus besser zu halten und meine Aufmerksamkeit auf jene Dinge zu lenken die wirklich wichtig sind. Und es war ein stilles Jahr zugleich, weil die ruhigen Momente inniger wahrnehmbar waren, für mich zumindest. Es war ein Jahr des Innen wie des Aussen. Ein spannendes Jahr also.

Viel haben wir geschafft und geschaffen in diesem Jahr! Das meiste aus eigener Kraft, manches nur mit der Hilfe wahrer Freunde. Ein grosser Dank ist da in unseren Herzen und eine wirkliche Freude über die Wertschätzung die wir so erfahren durften! Wir sind unserem Weg weiter treu geblieben, das war auch wichtig in diesem Jahr der Veränderungen, der Stürme und Versuchungen. Wir haben uns nicht beirren lassen in unserer Arbeit. Auch das war wichtig und richtig wie sich gezeigt hat. Man sagt unser Tun sei authentisch und wir dürfen mit Fug und Recht behaupten und stolz sagen dass es wirklich so ist. Man widersteht dem lockenden Mainstream und biedert sich nicht an, das ist auch Tradition könnte man sagen, und dieser blieben und bleiben wir auch treu!

So ein Jahr ist manchmal schnell vorbei. Es verging mir wie im Flug und jetzt, da ich versuche zurück zu blicken, ist es mir schon beinahe wieder fremd und fern. Dennoch sind da manche Lichter die mir leuchten, die mir sagen es war gut und richtig und hat schon so gepasst. Natürlich neigt man dazu in der Rückschau zu glauben, dass es diese und jene Sache vielleicht nicht unbedingt gebraucht hätte - aber dann zweifelt man und denkt sich, dass da schon ein Sinn in allem war, selbst im Unangenehmen, vielleicht sogar im offensichtlichen Fehler den man begangen hat! Alles ist ja ein Same und geht irgendwann einmal auf oder vergeht auch ganz einfach und wird nur zu Erde aus der zur rechten Zeit etwas besseres erwachsen kann.

Es ist eine Rückschau in Freude, ohne Wehmut, ohne Groll aber vor allem auch ohne jene jammernde Sentimentalität, die uns die Vergangenheit oft in überhöhten, allzu bunten Bildern auf eine übergrosse Egoleinwand projiziert. Es ist vielmehr ein ganz ruhiger Rückblick, ein fast bescheidener oder besser noch, ein entspannter Blick auf das was war - und dieser Blick zurück zeigt dass es gut war dieses 2018 und er führt uns über so manche Erfahrung bis genau hierher, in dieses wunderbare Jetzt für das wir unendlich dankbar sind! Zudem: Das alte Jahr endet ja nur am Kalender. Es lebt in uns weiter, wirkt in uns, liebt in uns, entwickelt uns weiter. Es ist ein Teil gegangenen Wegs, teils gemeinsam, teils alleine, mit dem Ziel mehr und mehr zu dem zu werden was wir in Wahrheit sind. Es hat uns gut gedient das alte Jahr und es hat uns viel gelehrt. Es hat uns bewegt und gestützt, hat uns angetrieben. Es hat unser Weinen und unser Lachen begleitet. Es war gut weil es echt war und wahr. Es war voller Möglichkeiten. Es war voller Chancen und wird es wieder sein!

Euch allen ein frohes und glückliches neues Jahr!

Euch allen ein grosses DANKE für Euer sein!

auf bald, herzlichst Georg und Heidi